Papilio-U3: Auf die Beziehung kommt es an!

Programm zur Förderung der psychosozialen Gesundheit und Prävention von Verhaltensproblemen für Kinder unter drei Jahren in Kindertagesstätten

  • Von Beginn an die psychosoziale Gesundheit stärken
  • Frühzeitig sozial-emotionale Entwicklung fördern
  • Sichere Bindung durch feinfühliges Verhalten aufbauen
  • Selbstwirksamkeit der pädagogischen Fachkräfte stärken

Programmpartner

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Die BARMER fördert als Präventionspartner die nachhaltige bundesweite Verbreitung des neu entwickelten Programms in Kitas. Grundlage ist der gesetzliche Auftrag zur Prävention und Gesundheitsförderung. Die Papilio gGmbH setzt als verantwortlicher Programmträger Papilio-U3 um.

Weitere Informationen unter
www.barmer.de/a006294

Situation in U3-Kitas

Über ein Drittel der Kinder unter drei Jahren werden in Kitas betreut, und die Zahlen steigen. In diesem Alter werden wichtige Grundlagen für die soziale und emotionale Entwicklung gelegt. Außerdem ist eine sichere Bindung zu den Bezugspersonen von zentraler Bedeutung. Sie wirkt wie ein sicherer Hafen, von dem aus Kinder die Welt erkunden und Neues lernen können. Das beeinflusst die kindliche Entwicklung. Um potentielle Risiken für die Entwicklung der Kinder zu minimieren, sollte die personelle Betreuungsqualität optimal gestaltet werden.

Unterstützungsangebote wie qualitativ hochwertige Programme sind wichtig, damit Kitas die psychosoziale Gesundheit der Kinder wirksam fördern können. Deshalb wurde Papilio-U3 entwickelt.

Ziele des Programms Papilio-U3

Erzieherin mit kleinem Jungen auf dem Arm

Die Schwerpunkte von Papilio-U3 sind:

  • Von Beginn an die psychosoziale Gesundheit der Kinder stärken.
  • Frühzeitig die sozial-emotionale Entwicklung fördern.
  • Eine sichere Bindung durch Feinfühligkeit aufbauen.

Somit wird der Entwicklung von Verhaltens- und emotionalen Problemen vorgebeugt. Pädagogische Fachkräfte können sich weiter qualifizieren und ihre Kompetenzen im Bereich der Betreuung von Kindern unter drei Jahren weiter ausbauen.

Fortbildungen und Qualität

Papilio-U3 spricht die gesamte Lebenswelt der Kita an, die zentrale Rolle haben jedoch die pädagogischen Fachkräfte. Sie absolvieren bei speziell ausgebildeten Papilio-U3-Trainerinnen oder -Trainern eine Fortbildung, die sie unterstützt, die Kinder im Kita-Alltag kompetent und nachhaltig in ihrer Entwicklung zu fördern (Umfang insgesamt 7,5 Tage, verteilt über etwa ein Jahr). Die Umsetzung in der Kita beginnt nach der ersten Fortbildungseinheit. Die Fortbildung vermittelt aktuelles Wissen und gibt Gelegenheit zur Reflexion, z.B. des eigenen Erziehungsverhaltens. Das gelingt über Selbsterfahrung, Austausch, Videobeispiele und individuelles Feedback.

Speziell wichtig sind zudem die Eingewöhnung in die Kita und die Zusammenarbeit mit Eltern. Für die Kinder werden Spielideen, Lieder und Gefühlskarten zur Verfügung gestellt. Für Fachkräfte gibt es einen attraktiven „Hingucker“ für den Kita-Alltag.

Hier finden Sie Informationen zur

Zertifikatsfortbildung für Träger, Trainerinnen und Trainer, die das Programm in Kitas schulen möchten

Fortbildung für pädagogische Fachkräfte in Kitas.

Die Kernthemen bei Papilio-U3

Im Kita-Alltag wird Papilio-U3 vor allem über das (Erziehungs-) Verhalten der Fachkräfte umgesetzt. Dabei liegt der Fokus auf

  • den sozial-emotionalen Kompetenzen,
  • dem Temperament sowie
  • Bindung und Feinfühligkeit.

Wichtig sind zudem die Eingewöhnung in die Kita, die Zusammenarbeit mit Eltern und die Selbstfürsorge sowie Selbstwirksamkeit.

Sozial-emotionale Kompetenzen

Sozial-emotionale Kompetenzen sind zentral für eine positive Entwicklung. Fachkräfte erwerben deshalb gleichermaßen Wissen und ein Gespür dafür, wo Kinder unter drei Jahren in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung stehen. Das betrifft Aspekte wie:

  • Wie drückt ein Kind seine Emotionen aus?
  • Teilt es Dinge? Hilft es anderen?

Die Fachkräfte fördern die Entwicklung der Kinder und helfen, wenn sie z.B. wütend, traurig oder ängstlich sind. Wichtig sind

  • das Spiegeln von Gefühlen,
  • das Sprechen über Gefühle,
  • die Körperwahrnehmung und
  • die Vorbildfunktion der Fachkräfte.

Temperament

Die Fachkräfte achten auf die Temperamentseigenschaften und individuellen Unterschiede der Kinder und gehen auf die entsprechend unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder ein. Dabei geht es um Fragen wie:

  • Gebe ich dem ruhigen Kind genug Rückzugsmöglichkeiten?
  • Hat das aktive Kind genug Bewegungsraum?
  • Hat das schüchterne Kind genug Zeit, sich an neue Situationen zu gewöhnen?

Kinder sollen sich optimal entwickeln. Entscheidend dafür ist, welche Kompetenzen die Betreuenden mitbringen und was sie von einem Kind erwarten.

Ein Kind, das mit seinem Temperament gut zur Bezugsperson passt, wird oftmals eher als angenehm wahrgenommen und entsprechend gefördert. „Andere“ Temperamente werden häufig als „schwieriger“ empfunden. Zentral ist deshalb, dass Fachkräfte auf das individuelle Temperament eingehen und diese „Passung“ reflektieren und professionell herstellen.

Bindung und Feinfühligkeit

Das Ideal ist eine „sichere Bindung“, da eine sichere Bindung und das Gefühl der „emotionalen Sicherheit“, die Kinder dadurch erfahren, wichtige Schutzfaktoren für die weitere Entwicklung sind.

Die Bindungsqualität (sichere bzw. unsichere Bindung) ist abhängig von den Erfahrungen, die das Kind mit der Bezugsperson macht.

Gerade für Kinder, die mit ihren ersten Bezugspersonen in der Familie keine sicheren Bindungserfahrungen sammeln konnten, kann eine sichere Bindung zu einer Erzieherin oder einem Erzieher ein Schutzfaktor für die weitere Entwicklung sein. Fachkräfte werden im Programm daher unterstützt, auf Qualität und Kontinuität zu achten, damit eine sichere Bindung entstehen kann. Das beginnt mit einer bindungsfördernden Kita-Eingewöhnung. „Feinfühliges“ Verhalten ist die Voraussetzung für den Aufbau einer sicheren Bindung und definiert sich durch folgende vier Schritte:

  1. Bedürfnis wahrnehmen (Kind schaut auf und verzieht die Mundwinkel nach unten).
  2. Richtig interpretieren (Ist das Kind traurig? Hat es sich wehgetan?).
  3. Prompt (zeitnah) und
  4. angemessen reagieren (Trösten, Nähe anbieten).

Mit Papilio-U3 lernen Erzieherinnen und Erzieher, auf feinfühliges Verhalten gegenüber einzelnen Kindern, aber auch auf die Bedürfnisse ALLER Kinder in der Gruppe zu achten. Wichtig sind hier z.B. eine warme Atmosphäre, das Moderieren gemeinsamer Aktivitäten und das aktive Begleiten von Spielideen, ohne zu dirigieren.

Das Besondere an Papilio-U3

Die Videos „bringen einem ganz viel“

Videofeedback im Training schätzen die teilnehmenden Fachkräfte als besonders wertvoll ein. Sie filmen sich im Alltag und senden das Video an ihre Papilio-U3 Trainerin oder ihren Trainer. Diese geben ein Feedback an die Fachkraft. Zudem machen zahlreiche Videobeispiele in der Fortbildung anschaulich, welche Aspekte zur Förderung der Kinder wichtig sind.

Reflexion und Selbstfürsorge

Die Papilio-U3-Fortbildung bleibt nicht bei der Theorie stehen, sondern stößt intensive Selbsterfahrungsprozesse an, die zu wichtigen Erkenntnissen führen. Dann können Fachkräfte ihre Haltung und ihr Verhalten gegenüber Kindern auch tatsächlich verändern. Dabei geht es oft auch um vermeintliche „Kleinigkeiten“ im Alltag.

Pädagogische Fachkräfte sind im Arbeitsalltag besonderen Belastungen ausgesetzt. Zu Papilio-U3 gehören deshalb Übungen und Methoden, mit sich selbst und den Kolleginnen und Kollegen achtsam und wohlwollend umzugehen.

Nachhaltigkeit

Das Programm kann nach der Fortbildung dauerhaft in der Kita umgesetzt werden. Bei Fragen können sich Fachkräfte an ihre zuständige Trainerin bzw. ihren Trainer wenden – nicht nur während der Fortbildung, sondern auch darüber hinaus.

Kosten

Im Rahmen der Präventionspartnerschaft werden bis zu 400 Fortbildungen gefördert. Je pädagogischer Fachkraft ist für diese Fortbildungen inkl. des Materialsatzes lediglich ein Eigenanteil von 80,- € zu leisten.

Auch eine Förderung der Fortbildung für Trainerinnen und Trainer ist möglich. Weitere Informationen finden Sie unter Papilio-U3 für Träger, Trainerinnen und Trainer

Entwicklung und Evaluation

Das Programm haben die BARMER als Entwicklungspartner, die Papilio gGmbH als Projektträger, die Freie Universität Berlin (Univ.-Prof. Dr. Herbert Scheithauer, Experte für Prävention, und Team) und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Dr.in Ina Bovenschen, Expertin für Bindung, und Team) 2017 bis 2020 entwickelt und evaluiert. Dabei wurden wissenschaftlich fundierte Ansätze genutzt und eine Evaluationsstudie (quasi-experimentelles Warte-Kontrollgruppendesign mit Prä-, Post- und Follow-up-Messung) durchgeführt.

Info-Plakat zur Papilio-U3-Evaluationsstudie (Kitas)

Die Robert Bosch Stiftung förderte die Durchführung eines Folgeprojekts.

Bei allen Fragen wenden Sie sich bitte an

Bild Papilio-Akademie Renate Weber

Renate Weber, Papilio-Fortbildungsmanagement, Fon 0821 4480 5670, renate.weber@papilio.de.