Papilio hilft finnischen Kindern

Augsburger Präventionsprogramm wächst auch in Skandinavien rasant

Augsburg, 1. Dezember 2015. Seit Juni 2015 gibt es das deutsche Präventionsprogramm Papilio nun auch in Finnland. Nur sechs Monate nach der Einführung profitieren bereits rund 450 Kinder in fünf Kitas von dem Konzept, das nachweislich die sozial-emotionalen Kompetenzen von Kindergartenkindern stärkt. Und die Implementierung geht weiter: In Augsburg, am Stammsitz von Papilio, wurden jetzt drei weitere finnische Papilio-Trainerinnen fortgebildet. Heidrun Mayer, geschäftsführende erste Vorsitzende von Papilio e.V., und die Initiatorin des Finnland-Projekts, Iiris Björnberg, wollen das Konzept in den nächsten Jahren flächendeckend in dem skandinavischen Land einführen.

Denn schon jetzt zeichnet sich ab: Papilio kommt in Finnland gut an. Das finnische Bildungsministerium fördert die Implementierung. Und die ersten Erfahrungen sind durchweg positiv. „In unserem Bildungssystem wird zu wenig Wert auf die Förderung der sozial-emotionalen Kompetenzen unserer Kinder gelegt“, erklärt Iiris Björnberg. „Dank Papilio lernen nun schon Kindergartenkinder, ihre Gefühle zu erkennen und darüber zu sprechen.“ Denn das Programm vermittelt ganz spielerisch soziale Regeln und das gewaltfreie Lösen von Konflikten. Das reduziert nachweislich Verhaltensauffälligkeiten und beugt Sucht- und Gewalt im Jugendalter vor.

Während der rund einjährigen Pilotphase, die im Juni in Finnland gestartet wurde, wird Papilio zunächst in fünf Einrichtungen in den Städten Jyväskylä, Rauma und Uusikaupunki praktiziert. Bislang sind 89 Erzieherinnen in Papilio fortgebildet. „Alle sind mit viel Engagement dabei“, lobt Björnberg. Erstmals hätten sie nun konkrete Instrumente an der Hand, um die sozial-emotionalen Kompetenzen ihrer Kinder zu stärken. „Sie können nun systematischer arbeiten. Das begeistert die Erzieherinnen“, so die Initiatorin.

Begleitet wird die Implementierung von finnischen Wissenschaftlern und der Freien Universität Berlin (Professor Dr. Herbert Scheithauer). Schon im Vorfeld hatten Experten in einem Gutachten die Wirksamkeit des Programms bestätigt. „Das ist für Papilio ein zusätzliches Qualitätssiegel“, sagt die geschäftsführende Vorsitzende Heidrun Mayer. Merja Koivula von der Universität Jyväskylä und Marita Neitola von der Hochschule in Rauma untersuchen nun die Wirkungsweise des Programms in der Praxis. Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen haben bereits erste Untersuchungen in den beteiligen Kindergärten durchgeführt. Bis zum Sommer 2016 sollen konkrete Ergebnisse vorliegen.

Schon jetzt sind die Wissenschaftlerinnen von Papilio überzeugt: „Das Programm bezieht die komplette Umwelt mit ein: nicht nur die Kinder, sondern auch Erzieher und Eltern. Das hat in Finnland bislang gefehlt“, sagt Merja Koivula von der Uni Jyväskylä.

Iiris Björnberg war im Jahr 2009 während eines Forschungsaufenthalts bei Professor Dr. Herbert Scheithauer an der FU Berlin auf Papilio aufmerksam geworden – und sofort begeistert gewesen. „Obwohl finnische Schüler in Pisa-Studien Spitzenplätze erzielen, mangelt es Kindern und Jugendlichen oft an sozial-emotionalen Kompetenzen“, sagt die Pädagogin. Genau hier setzt Papilio an: Spielerisch erlernen schon Kindergartenkinder, ihre Gefühle zu erkennen, auszudrücken und ihre Empathiefähigkeit zu steigern. Die Geschichten und Lieder rund um „Paula und die Kistenkobolde“ helfen dabei.

Diese Basiskompetenzen schützen sie später vor Gewalt und Sucht im Jugendalter – vor Problemen, die in Finnland überdurchschnittlich häufig auftreten. „Suchtmittel sind eben oft die einzige Lösung, wenn man negative Gefühle dauerhaft ignoriert. Genauso wie Gewalt“, erklärt Björnberg. Ihr gelang es, das finnische Bildungsministerium und weitere Sponsoren von Papilio zu überzeugen.

Langfristig soll Papilio in Kitas im ganzen Land implementiert werden. Derzeit arbeitet Björnberg gemeinsam mit den deutschen Papilio-Kollegen und dem finnischen Unterstützerverein „Lapset ensin ry/Barnen först rf“ (Kinder zuerst) daran, die Strukturen dafür aufzubauen. Sobald im kommenden Sommer die Ergebnisse der wissenschaftlichen Erhebungen vorliegen, will man Papilio weiter voranbringen. Auch Elemente wie den Elternclub, der in Deutschland fester Bestandteil des Programms ist, will man etablieren. Dazu steht Iiris Björnberg in engem Austausch mit Heidrun Mayer, die im kommenden Jahr selbst nach Finnland reisen wird, um sich von der korrekten Umsetzung des Programms in den finnischen Kitas zu überzeugen. Und möglicherweise geht irgendwann auch das Puppenspiel „Paula und die Kistenkobolde“, das in Zusammenarbeit mit der Augsburger Puppenkiste aufgeführt wird, genauso wie in Deutschland in Finnland auf Tour.

Über Papilio:
Das Sozialunternehmen Papilio e.V. bietet ein Präventionsprogramm zur frühzeitigen Vorbeugung gegen die Entwicklung von Sucht und Gewalt. Das speziell für Kindergärten entwickelte Programm ist vielfach praxiserprobt; seine Wirksamkeit ist wissenschaftlich belegt. Es bezieht Erzieherinnen, Kinder und Eltern mit ein. Kinder lernen spielerisch soziale Regeln, den Umgang miteinander und gewaltfreies Lösen von Konflikten. Insgesamt reduziert Papilio erste Verhaltensauffälligkeiten, fördert die sozial-emotionale Kompetenz und gibt den Kindern ein Rüstzeug mit auf den Lebensweg, das sie später stabiler gegen die Entwicklung von Sucht und Gewalt macht. In Deutschland ist Papilio inzwischen in zwölf Bundesländern eingeführt, mehr als 5.900 pädagogische Fachkräfte haben sich in dem Programm fortbilden lassen – sie erreichen bundesweit mehr als 119.000 Kinder. Weitere Informationen finden Sie unter: www.papilio.de

Präventionsprogramm Papilio in Finnland

Sie wollen Papilio in Finnland gemeinsam voranbringen (von links): Heidrun Mayer, geschäftsführende Vorsitzende bei Papilio e.V., Merja Koivula, Marita Neitola, Papilio-Trainierin Heidi Scheer, Iiris Björnberg und Ursula Nystedt-Rintakumpu. Bild: Papilio

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Iiris Björnberg mit Freudibold

Freudibold und die anderen Kistenkobolde von Papilio haben es Iiris Björnberg angetan. Bild: Papilio

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