1. Papilio-Kita in Hamburg-Harburg: Programm zur Vorbeugung gegen Sucht und Gewalt beginnt schon im Kindergarten
Papilio-Schirmherrin und Bürgermeisterin Birgit Schnieber-Jastram zeichnet am 20.9. den ersten Papilio-Kindergarten Hamburgs aus
Die DRK-Kindertagesstätte Janusz-Korczak-Haus in Harburg arbeitet bereits erfolgreich mit dem Gewalt- und Suchtpräventionsprogramm für Kindergartenkinder, das von der BARMER und von LOTTO Hamburg gefördert und von der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen koordiniert wird.
(Hamburg, 19.09.2007) Pünktlich zum Weltkindertag am 20.09.2007 besucht Hamburgs Bürgermeisterin Birgit Schnieber-Jastram morgen um 10.00 Uhr die DRK-Kita Janusz-Korczak-Haus in der Scheeßeler Kehre 4 in Harburg. Die DRK-Kita zählt zu den ersten Hamburger Kindergärten, die das Präventionsprogramm Papilio in ihre Erziehungsarbeit der Drei- bis Sechsjährigen konsequent eingebaut hat. Immer freitags wird in der „Eisbären- und Dinogruppe“ und bei der „Affenbande“ der „Spielzeug-macht-Ferien-Tag“ – das erste Modul aus dem dreistufigen Papilio-Programm – eingesetzt.
Schirmherrin des Projektes: Birgit Schnieber-Jastram
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Schirmherrin des Projektes Birgit Schnieber-Jastram: „Das Projekt Papilio leistet schon im Kindergarten einen wichtigen Beitrag für unser Ziel der drogenfreien Kindheit und Jugend in Hamburg. Die DRK-Kita Janusz-Korczak-Haus in Harburg geht als eine der ersten Einrichtungen in Hamburg, die das Projekt durchführen, mit gutem Beispiel voran.“
Ab Oktober werden die Kinder der Harburger DRK-Kita bereits das zweite Modul des Papilio-Programms nutzen. Dann werden mit den Kistenkobolden der Augsburger Puppenkiste „Heulibold“, „Zornibold“, „Bibberbold“ und „Freudibold“ den Umgang mit den vier Basisgefühlen Trauer, Wut, Angst und Freude kennenlernen. Neben dem wöchentlichen „Spielzeug-macht-Ferien-Tag“ und „Paula und die Kistenkobolde“ gehört zu Papilio auch das „Meins-deinsdeins-unser-Spiel“ als drittes Modul, bei dem Kinder mit viel Spaß das Aufstellen und Einhalten sozialer Regeln üben.
Emotionale Kompetenz, also die eigenen Gefühle kennen und diese auch bei anderen zu erkennen und damit umzugehen, heißt der wichtige Lerninhalt im Leben drei- bis siebenjähriger Kinder, den Papilio fördert. Zweiter wichtiger Baustein ist die soziale Kompetenz, also die Fähigkeit, sich in eine Gruppe einzubringen, eigene Interessen anzumelden und gleichzeitig auf andere Rücksicht zu nehmen. Heidrun Mayer, Projektleiterin vom beta Institut Augsburg, erläutert die grundlegende Dimension dieser sozial-emotionalen Kompetenzen für die weitere Entwicklung der Kinder: „Erzieherinnen und Erzieher nehmen eine wichtige Schlüsselrolle ein, den Kindergarten als gesunden Lebensraum zu gestalten und dabei Kinder so zu fördern, dass sie keine Verhaltensstörungen entwickeln. Denn Verhaltensstörungen sind nach internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen die zentralen Risikofaktoren für Sucht und Gewalt im Jugendalter.“
Erzieher/-innen: Zentrale Vermittlungspersonen für Kinder und Eltern
Zentrale Vermittlungspersonen von Papilio sind die Erzieherinnen und Erzieher, die entsprechend fortgebildet werden und auch die Eltern mit einbeziehen. Die Eltern der Kindergartenkinder im Janusz-Korczak-Haus sind vom Spielzeug-macht-Ferien-Tag begeistert, wie beispielsweise die Mutter von Vanessa: „Der Tag ist für die Phantasie absolut genial und Vanessa erzählt mir am Tag vorher immer, was sie alles machen möchte.“ Und eine andere Mutter sagt: „Bin begeistert über die größere Kommunikation der Kinder untereinander!“
Am regelmäßigen Spielzeug-macht-Ferien-Tag werden die Kinder ohne ihre Spielsachen kreativ und lassen ihrer Phantasie freien Lauf. „Ganz interessant ist es für uns Erzieherinnen zu sehen, dass sich ansonsten eher stille Kinder an diesem Tag hervortun und die Gruppe mit guten Spielideen mitreißen können“, berichtet Heidi Wedemann, Erzieherin in der Harburger DRK-Kita. Eine Mutter dazu: „Lars war ganz begeistert von seinem selbstgebauten Karton-Piratenschiff! Also ein voller Erfolg!“ Auch Nina sagt: „Der Spielzeug-macht-Ferien-Tag ist toll, da kann man Pirat spielen!“ Und bei der 3-jährigen Pia aus der „Affenbande“ ist jetzt auch immer an den anschließenden Wochenenden Urlaubszeit für das Spielzeug.
Papilio: Das Hamburger Projekt
Die Hamburger Projektinitiatoren BARMER und LOTTO Hamburg, die die Erzieher/-innenausbildung finanziell unterstützen, und das Hamburger Büro für Suchtprävention machen sich dafür stark, das Papilio-Programm in der Hansestadt weiter voran zu bringen. Seit Februar 2007 nehmen die ersten acht Erzieherinnen und Erzieher an der Fortbildung für Hamburger Kindergärten teil. Parallel wurden in Hamburg sieben Trainerinnen ausgebildet, die im Oktober mit Fortbildungsangeboten starten und die Erzieherinnen und Erzieher bei der Umsetzung unterstützen.
Das Einstiegsalter für Nikotin und Alkohol liegt derzeit bei durchschnittlich zwölf Jahren und immer häufiger wird der Grundstein für viele Probleme bereits im Kindergartenalter gelegt. So beobachten Experten seit einigen Jahren, dass etwa acht bis fünfzehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen an einer psychischen Störung leiden, rund fünf Prozent sind schwer erkrankt. Und die Verhaltensprobleme beginnen immer häufiger bereits im Kindergartenalter. Sucht und Gewalt können die Folge sein. Hier wirkt sich Papilio positiv aus, denn die Chancen präventiver Maßnahmen sind dann besonders groß, wenn sie möglichst frühzeitig einsetzen. Hierfür ist der Kindergarten ein idealer Ort, weil dort ein Großteil der Kinder im vorschulischen Alter erreicht werden kann.
Das besondere an Papilio sind seine Alltagstauglichkeit und sein wissenschaftlicher Hintergrund: Es kann in jeden Kindergartenalltag eingebunden werden und fördert die Kinder deshalb dauerhaft und nachhaltig. Papilio basiert nicht nur auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, auch seine Wirksamkeit wurde wissenschaftlich bewiesen: in einer der größten Kindergartenstudien Deutschlands mit 700 Kindern, 1200 Eltern und über 100 Erzieherinnen und Erziehern. Das Präventionsprogramm Papilio für Kindergartenkinder wurde vom Augsburger beta Institut entwickelt und wird von diesem mit Unterstützung der betapharm Stiftung und der Robert Bosch Stiftung bereits in neun Bundesländern erfolgreich umgesetzt. Hamburg ist damit ein weiterer wichtiger Teil im Rahmen der bundesweiten Aufklärungskampagne zur frühzeitigen Prävention in Kindergärten.