Entwicklungsorientierte Präventionstheorie

BASIS-INFORMATION. Theoretischer Hintergrund zu Papilio

Grafik Entwicklungsorientierte Präventionsthorie

Grafik zum nachfolgend erklärten Entwicklungsmodell von Verhaltensstörungen und Substanzmissbrauch nach Webster-Stratton, C. & Taylor, T. (2001). Nipping early risk factors in the bud: Preventing substance abuse, delinquency, and violence in adolescence through interventions targeted at young children (0-8 years). Prevention Science, 2, 165-192.; aus Scheithauer et al., 2005)

Verhaltensstörungen sind ein zentraler Risikofaktor

Verschiedene Studien haben herausgefunden, dass Verhaltensstörungen bei Kindern der Hauptrisikofaktor für die spätere Entwicklung von Sucht oder Gewalt sind. Verhaltensstörungen verfestigen sich im Alter von etwa acht Jahren. Also bestehen bis zu diesem Alter die besten Chancen, die kindliche Entwicklung positiv zu beeinflussen. Das geht auf drei Wegen:

  • Risikofaktoren mindern
    Risikobedingungen für die Entwicklung von Verhaltensstörungen sind:
    • Erziehungsfaktoren (z. B. ineffektive Erziehungspraktiken)
    • Kindfaktoren (z. B. schwieriges Temperament)
    • Kontextfaktoren (z. B. ungünstiger psychosozialer Status)
    • Kindergarten- bzw. Gleichaltrigenfaktoren (z. B. Ablehnung durch Gleichaltrige)
  • Schutzfaktoren und Resilienzfaktoren fördern
    • Schutzfaktoren sind Freundschaften, positive Gleichaltrigenbeziehungen und positive Kindergartenerfahrungen.
    • Resilienz ist die Fähigkeit eines Kindes, auch belastende Lebensumstände zu bewältigen, z. B. durch positives Selbstwertgefühl, positive Selbstwirksamkeitsüberzeugung, positives Sozialverhalten.
  • Altersgemäße Entwicklung fördern
    Dazu zählen beispielsweise Erkennen von Basisemotionen bei sich und anderen, Regulation von Emotion und Verhalten oder das Lernen von sozialen Regeln.

Wenn bei Kindern ab etwa acht Jahren zu den Verhaltensstörungen weitere Risikofaktoren dazukommen, steigt das Risiko, dass sich Sucht und/oder Gewalt entwickeln.

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Mangelnde Bindung an Lehrkräfte/Schule, Schulversagen
  • Kontakte zu Gleichaltrigen mit Defiziten im sozialen Verhalten, Zurückweisung in der Gleichaltrigengruppe
  • Ineffektive Erziehung, mangelnde Beaufsichtigung, negative Bindungsqualität

Aufgrund dieser Erkenntnisse hat Papilio drei Präventionsprogramme entwickelt: Papilio–U3, Papilio–3bis6 und Papilio–6bis9. Sie wirken auf die komplexe Vielzahl der frühen Entwicklungsfaktoren.

Papilio–3bis6 reduziert die Risikofaktoren und fördert die Entwicklung der wesentlichen Schutzfaktoren sowie die altersgemäße Entwicklung der 3- bis 6-Jährigen. Die beiden anderen Programme werden derzeit evaluiert.

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