Damit die Integration schon in der Kita gelingt
Mit einer speziellen Fortbildung macht das Sozialunternehmen Papilio Erzieher fit für den Umgang mit geflüchteten Kindern
Augsburg, 2. Mai 2017. Manchmal kann schon das Zuschlagen einer Tür Panik auslösen, ein lautes Wort ein erlittenes Trauma aufreißen. Bei der pädagogischen Arbeit mit geflüchteten Kindern sind oft Kleinigkeiten entscheidend. Details, für die Fachkräfte in Kitas sensibilisiert werden müssen. Angesichts der anhaltenden Herausforderungen bei der Integration Geflüchteter hat das Sozialunternehmen Papilio in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin 2016 ein Fortbildungsangebot entwickelt, das genau darauf abzielt: Wie können wir geflüchtete Kinder in unseren Kitas optimal integrieren? In Augsburg fanden bereits zwei Pilot-Schulungen statt.
Rund 700.000 Flüchtlinge kamen nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge 2016 nach Deutschland, davon mehr als 100.000 Kinder unter sechs Jahren. Ein großer Teil dieser Kinder wurde oder wird künftig in Kindertagesstätten aufgenommen. In vielen Kitagruppen sind Kinder, die in ihren jungen Jahren schon unvorstellbares Leid erlebt haben, die oft schüchtern und zurückhaltend sind oder sogar unter Traumata leiden.
Geschützter Rahmen für die Entwicklung der Kinder
Wichtig ist, Kindern mit schlimmen Fluchterfahrungen einen geschützten Rahmen geben, kulturelle und sprachliche Barrieren im Kontakt mit den Eltern zu überwinden und ernsthaft traumatisierte Kinder zu erkennen. Dies alles muss das Kita-Fachpersonal zusätzlich zur alltäglichen Bildungs- und Erziehungsarbeit leisten, die in den letzten Jahren nicht einfacher geworden ist.
Seit über zehn Jahren ist Papilio bekannt für sein Präventionsprogramm Papilio-3bis6, das Drei- bis Sechsjährige in der Kita in ihrer Entwicklung so fördert, dass damit ein Grundstein zur Sucht- und Gewaltprävention gelegt wird. Die Kinder lernen spielerisch soziale Regeln sowie den Umgang mit Gefühlen und erfahren, wie man Konflikte gewaltfrei löst. 2016 entwickelte Papilio gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Herbert Scheithauer von der Freien Universität Berlin das Modellprojekt "Papilio Integration" mit einer entsprechenden Fortbildung. Es soll die Kompetenzen des Kita-Fachpersonals im Hinblick auf die pädagogische Arbeit mit geflüchteten Kindern erweitern. Es soll sich sicher fühlen im Umgang mit den geflüchteten Kindern und ihren Eltern. Die Neuentwicklung erfolgte zusammen mit dem Deutschen Forum für Kriminalprävention (DFK), gefördert vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV).
Experten lieferten wertvolle Einblicke
Bei der Entwicklung des Konzepts stützte sich Papilio auf die Erfahrungen von Fachleuten, die mit traumatisierten Kindern arbeiten oder in Einrichtungen tätig sind, für die der Umgang mit Kindern aus Flüchtlingsfamilien zum Alltag gehört. "Die Experten haben uns berichtet, dass die meisten Fachkräfte in Kitas intuitiv bereits vieles richtig machten", erzählt Katharina Hepke, Projektleiterin von Papilio Integration. Ihnen fehle jedoch häufig die nötige Sicherheit, ihre Fähigkeiten im Alltag richtig umzusetzen. Hier knüpft Papilio mit der neuen Fortbildung an. Das Konzept basiert im Wesentlichen auf drei Säulen: Es fördert die interkulturelle Kompetenz der Erzieher, verbessert den pädagogischen Umgang mit geflüchteten Kindern und eröffnet eine gelungene Erziehungspartnerschaft mit den Eltern.
Die zweitägige Schulung vermittelt den Erzieherinnen zunächst Wissen rund um das Thema Flucht und sensibilisiert für Unterschiede im Erziehungsverhalten. So gibt es z.B. Kulturen, in denen viel weniger offen mit Gefühlen umgegangen wird. Zudem liefert die Fortbildung Impulse, um in der Erzieher-Kind-Interaktion auf mögliche Traumata geflüchteter Kinder eingehen zu können und die anderen Kinder in der Gruppe dabei zu unterstützen, eine sichere Umgebung und Willkommensatmosphäre für ihre neuen Freunde zu schaffen.
Ebenso wie die Pilotfortbildungen wird nun auch die Umsetzung in den Kitas wissenschaftlich begleitet, um Papilio Integration gegebenenfalls weiter an die Bedürfnisse der Praxis anzupassen. "Erst eine genauere Evaluationsstudie wird uns zeigen, ob und wie sich anfängliche positive Wirkungen des Fortbildungsangebots auch nachhaltig in der Arbeit der Erzieherinnen im Umgang mit Flüchtlingskinder nachweisen lassen", so Prof. Scheithauer von der Freien Universität Berlin. Auf dieser Basis soll die Fortbildung dann weiterentwickelt werden.
Über Papilio:
Papilio ist ein Sozialunternehmen, das seit 2002 Präventionsmaßnahmen im Setting Kindertagesstätte und Grundschule entwickelt und anbietet. Die Maßnahmen fördern schon früh die sozial-emotionalen Kompetenzen der Kinder und reduzieren nachgewiesenermaßen erste Verhaltensauffälligkeiten. Sie bilden so einen Baustein für die Prävention von Sucht und Gewalt. Das bekannteste Präventionsprogramm "Papilio-3bis6" richtet sich an Drei- bis Sechsjährige sowie deren Erzieherinnen und Eltern. Es ist inzwischen in 13 Bundesländern verbreitet, mehr als 6.800 pädagogische Fachkräfte haben sich darin fortbilden lassen und mehr als 130.000 Kinder wurden bereits erreicht. Weitere Informationen unter www.papilio.de