Bundesweit erstmalig: Brandenburg schützt Kinder von null bis neun mit dem durchgehenden Konzept Papilio
Zertifizierungsfeier in Lübben ist ein Meilenstein für die Prävention
Lübben, 22. Oktober 2019. Im Landratsamt Lübben wurden am 22. Oktober bundesweit erstmalig Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen für das durchgehende Präventionskonzept Papilio zertifiziert: Sie stärken Kinder von null bis neun Jahren. Mit drei Programmen werden Kinder in ihrer altersgemäßen Entwicklung gefördert. Damit sollen sie vor späteren Risiken wie Sucht und Gewalt im Jugendalter geschützt werden. Alle Zertifizierten hatten dazu Fortbildungen absolviert und die Programme in ihren Gruppen oder Schulklassen umgesetzt.
„Selbstverständlich müssen Krabbelkinder anders betreut werden als man Grundschulkinder unterrichtet“, sagte Ellen Martin von der überregionalen Suchtpräventionsfachstelle Tannenhof Berlin-Brandenburg Die Papilio-Trainerin hatte alle Zertifizierten fortgebildet und bei der Einführung begleitet. „Doch es gibt über alle Altersstufen hinweg ein verbindendes Element: die sozial-emotionalen Kompetenzen. Wenn wir die wirkungsvoll fördern, schaffen wir die beste Basis, damit Kinder sich altersgemäß entwickeln und erfolgreich lernen.“ Die sozial-emotionalen Kompetenzen umfassen zum Beispiel den Umgang mit Gefühlen, das Aufstellen und Einhalten von Regeln, den Aufbau von Freundschaften, das Einbringen eigener Ideen oder die Lösung von Problemen. Papilio, ein gemeinnütziges Sozialunternehmen aus Augsburg, hat dafür drei altersgemäße Programme entwickelt, die sich in den Kita- und Schulalltag einfügen. Denn nur eine kontinuierliche Förderung erreicht alle Kinder.
Unter drei Jahren: Sichere Bindung
Zehn Erzieherinnen aus fünf Kitas in Potsdam, Lübben, Müncheberg, Wildau und Lieberose wurden für das Programm Papilio-U3 zertifiziert. Zentral wichtig für die Entwicklung der unter Dreijährigen in der Kita ist, dass sie eine sichere Bindung zu ihrer Erzieherin aufbauen. Dies wirkt wie eine sichere Basis, von der aus Kinder neugierig die Welt erkunden und lernen können. Und gleichzeitig wie ein sicherer Hafen, zu dem sie jederzeit zurückkehren können und Trost finden, oder Anerkennung. Die U3-Fortbildung vermittelte also unter anderem, wie Erzieherinnen im Kita-Alltag eine sichere Bindung fördern.
Papilio-U3 ist ein komplett neues Programm, das seit 2017 von Papilio und dem Präventionspartner BARMER entwickelt wird. Die Zertifizierten sind Teil eines bundesweiten Entwicklungsprojektes. Die Freie Universität Berlin und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg begleiten das Präventionsprojekt wissenschaftlich. Studienleiterin Dr. Charlotte Peter aus Berlin erklärte: „Das Programm ist theoretisch sehr gut fundiert. Nun haben wir in der Praxis erfahren, dass es sich auch gut umsetzen lässt, und werden anhand von umfassenden Daten aus Fragebögen und Beobachtungen auswerten, welche objektiv messbaren Veränderungen sich zeigen.“
Kita und Eltern an einem Strang
Acht Erzieherinnen aus fünf Kitas in Cottbus, Lübben, Golßen, Forst und Osterburg wurden als ElternClub-Begleiterinnen zertifiziert. Der Papilio-3bis6-ElternClub umfasst sechs Treffen zwischen Kita-Erzieherinnen und den Eltern der Kita-Kinder. Die Abende drehen sich um häufige Fragen und Nöte in der Kindererziehung und fördern „Erziehung an einem Strang“. In der Fortbildung lernten die Erzieherinnen zum Beispiel, wie sie mit den Treffen auch zurückhaltende Eltern erreichen, eine offene Atmosphäre schaffen und auf Augenhöhe mit den Eltern kommunizieren.
Der ElternClub ist eine Aufbaufortbildung. Alle Zertifizierten setzen bereits das Kindergarten-Präventionsprogramm Papilio-3bis6 um und wurden dafür in früheren Jahren fortgebildet. Diese Erfahrungen bringen sie in die ElternClub-Treffen mit ein. DEUTSCHLAND RUNDET AUF finanzierte die ElternClub-Fortbildung mit einem Stipendium, das Material dafür wurde von der BARMER gefördert.
Wohlfühlen in der Grundschule
Acht Lehrerinnen und Erzieherinnen aus sieben Grundschulen in Müncheberg, Cottbus und Burg wurden für ihre Teilnahme am Präventionsprojekt „Paula kommt in die Schule“ zertifiziert. Wie bei Papilio-U3 waren die Zertifizierten auch beim neu entwickelten Programm Papilio-6bis9 Teil einer bundesweiten, wissenschaftlich begleiteten Pilotstudie, die seit 2016 läuft. Das Präventionsprogramm fördert das sozial-emotionale Lernen. Denn Schüler, die sich wohlfühlen und gerne in die Schule gehen, können sich besser konzentrieren und somit erfolgreich lernen. Bei der Zertifizierung berichteten Lehrerinnen, dass die Kinder schon nach den ersten Programmeinheiten Unterschiede im Verhalten zeigten und sich dies auf den Unterricht auswirkte. Die KNAPPSCHAFT ermöglichte das Präventionsprojekt.
Durchgehende Präventionskette in Brandenburg
Für Ellen Martin war die Zertifizierungsfeier ein besonderer Meilenstein. Zusammen mit sieben weiteren Trainerinnen vom Tannenhof Berlin-Brandenburg engagiert sie sich seit 2005 für die Prävention in Kitas und jetzt auch Grundschulen. Dass sie jetzt erstmalig Fachkräfte aller drei Altersstufen von null bis neun Jahren zertifizieren konnte, ist einmalig in Deutschland. Damit schaffte der Tannenhof Berlin-Brandenburg das, was Präventionsexperten seit Jahren fordern: eine durchgängig vernetzte kommunale Präventionskette. Das erfordert, dass die Beteiligten einrichtungsübergreifend zusammenarbeiten, die Eltern einbeziehen, die Übergänge zwischen den Einrichtungen gestalten und nachhaltig arbeiten. Deshalb steht auch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg seit Jahren als fachlicher und finanzieller Partner hinter dem Engagement des Tannenhof Berlin-Brandenburg. Die BARMER unterstützt als Präventionspartner die Umsetzung von Papilio.
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Für weitere Medien-Informationen:
Tannenhof Berlin-Brandenburg: Ellen Martin, Mobil 0173 6277389, ellen.martin@tannenhof.de
Papilio: Nicole Fichtner, Fon 0821 4480 5670, nicole.fichtner@papilio.de
Der Tannenhof Berlin-Brandenburg ist ein gemeinnütziger Verein, der 1979 gegründet wurde. Über die Jahre hat sich der Verein zu einem modernen sozialen Dienstleister mit einem großen Netzwerk von Einrichtungen entwickelt, in dem heute ca. 300 Mitarbeiter/-innen in mehr als 20 Einrichtungen tätig sind. Zu den Arbeitsfeldern des Trägers gehören die Schwerpunkte Suchtrehabilitation, Kinder- und Jugendhilfe, Bildungs- und Qualifizierungsangebote sowie vielseitige Präventionsarbeit. Das Angebot des Vereins umfasst über 470 Therapie-, Betreuungs-, Ausbildungs- und Schulplätze und wird komplettiert von Beratungsangeboten und vielfältigen Kooperationen. Jährlich werden zudem ca. 4.100 ambulante Therapieeinheiten in Berlin und etwa 4.900 Einheiten in Brandenburg geleistet. Weitere Infos: www.tannenhof.de
Das Sozialunternehmen Papilio gemeinnützige GmbH entwickelt und verbreitet Präventionsprogramme, die in Kitas und Grundschulen ansetzen. Das Programm „Papilio-3bis6“ ist vielfach praxiserprobt; seine Wirksamkeit ist wissenschaftlich belegt. Es reduziert erste Verhaltensauffälligkeiten der Kinder und fördert sozial-emotionale Kompetenzen. Deutschlandweit profitieren inzwischen über 140.000 Kinder von Papilio-3bis6, mehr als 7.000 Erzieherinnen wurden dafür geschult. Zwei weitere Programme für unter Dreijährige und Grundschüler sind entwickelt und haben die Modellphase durchlaufen. Sie werden derzeit wissenschaftlich auf ihre Wirksamkeit überprüft. Weitere Infos: www.papilio.de.
Die BARMER betreut rund 9,1 Millionen Versicherte und gehört damit zu den größten Krankenkassen in Deutschland. 400 Geschäftsstellen bundesweit, moderne Online-Services und eine durchgängig erreichbare Telefon-Geschäftsstelle gewährleisten eine zügige Erledigung der Kundenanliegen. Zu den gesetzlichen Aufgaben der BARMER gehört insbesondere auch die Erbringung von Leistungen zur Prävention in unterschiedlichen Lebenswelten. Die BARMER hat sich zum Ziel gesetzt, ein besonderes Augenmerk auf die Vorsorge bereits bei jungen Menschen zu legen und damit deren Gesundheitsbewusstsein zu fördern.
DEUTSCHLAND RUNDET AUF ist Deutschlands größte Spendenbewegung nach Einzelspenden und hat das Ziel, faire Chancen für alle Kinder in Deutschland zu schaffen. Die gemeinnützige Spendenbewegung ermöglicht allen Menschen, sich mit Mikrospenden für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche zu engagieren, z.B. durch das Aufrunden des Einkaufsbetrags an der Kasse teilnehmender Unternehmen, online über das Portal bonusspende.de oder mit der Gehaltsspende für Belegschaften.
Die KNAPPSCHAFT zählt mit rund 1,6 Millionen Versicherten zu den größten Krankenkassen in Deutschland und ist für alle frei wählbar. Sie gehört zum Verbundsystem der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See. Die KNAPPSCHAFT stellt eine Vielzahl von Leistungen zur Früherkennung und Prävention bereit – viele zusätzliche Angebote reichen dabei über die Standards der gesetzlichen Krankenversicherung hinaus.