Auftakt Schleswig-Holstein: Vorbeugung gegen Sucht und Gewalt beginnt im Kindergarten

Abgeordnete und Kindergartenkinder erleben Präventionsprogramm Papilio im Kieler Landeshaus

Kiel (15. Mai 2008) 500 Erzieherinnen und Erzieher sollen in Schleswig-Holstein im Programm Papilio fortgebildet werden, um schon im Kindergarten gegen Sucht und Gewalt aktiv zu werden. Zum Auftakt gastierte die Augsburger Puppenkiste am 15. Mai im Schleswig-Holstein-Saal des Kieler Landeshauses mit dem Marionettenstück „Paula und die Kistenkobolde“ – einem Programmbaustein von Papilio. Das Präventionsprogramm zeichnet sich durch die Vielzahl von Partnern aus. Unter der Schirmherrschaft von Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave stellen Landesregierung Schleswig-Holstein, BARMER und betapharm Stiftung die finanziellen Grundlagen für die Umsetzung sicher. Die Landesverbände von DRK, AWO, Caritas und Kinderschutzbund geben Papilio zudem mit ihrem Know-how eine breite Schubkraft.

„Sucht und Gewalt sind gesellschaftliche Probleme, denen wir frühzeitig vorbeugen müssen. Deshalb unterstützt die Landesregierung Schleswig-Holstein den Einsatz des wissenschaftlich evaluierten Programms Papilio. Es ist eine sinnvolle Investition in die Zukunft der Kinder unse-res Landes und eine gute Ergänzung zu den bereits bestehenden Präventionsangeboten“, unterstrich Ministerin Erdsiek-Rave in ihrem Grußwort. Thomas Wortmann, Landesgeschäftsführer der BARMER, ergänzte zum medizinischen Hintergrund: „Seit einigen Jahren beobachten wir die Zunahme von Entwicklungs- und Gesundheitsrisiken bei Kindern und Jugendlichen. Experten gehen davon aus, dass etwa 8 bis 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen an einer psychischen Störung leiden. Hier wirkt Papilio entgegen und ist deshalb für uns ein wichtiger Baustein für die Gesundheitsförderung und Prävention.“

„Aus wissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir, dass früh einsetzende Verhaltensstörungen der zentrale Risikofaktor für Sucht und Gewalt im Jugendalter sind“, erklärte Horst Erhardt, Geschäftsführer des beta Instituts. Deshalb setzt Papilio frühzeitig im Kindergarten an, um negativen Entwicklungen vorzubeugen. „Erzieherinnen und Erzieher nehmen als erste außerfamiliäre Bezugsperson eine wichtige Rolle ein, Kinder in ihren sozialen und emotionalen Kompetenzen zu fördern, dass sie keine Verhaltensstörungen entwickeln.“

Georg Falterbaum, Geschäftsführer des Caritasverbandes für Schleswig-Holstein e.V., freute sich, dass sich AWO, Caritas, Deutscher Kinderschutzbund und DRK auf Landesebene ge-meinsam für die Verbreitung von Papilio einsetzen: „Papilio ist für Kinder und Erzieherinnen und Erzieher eine ideale Methode zur Verbesserung des Miteinanders in und außerhalb der Kindertagesstätten. Die Kinder lernen, ihre eigenen Emotionen anzunehmen und mitzuteilen sowie darüber hinaus Emotionen anderer zu tolerieren. Hierzu haben wir uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt und wünschen uns, dass 500 Erzieherinnen und Erzieher das Angebot der Papilio-Fortbildung annehmen, damit Papilio ein Erfolg wird.“

Aufführung „Paula und die Kistenkobolde“
Wut, Traurigkeit, Angst und Freude, diese Gefühle verkörpern die vier Kistenkobolde Zornibold, Heulibold, Bibberbold und Freudibold. Aber sie wissen noch nicht, was mit ihnen los ist. In der Geschichte „Paula und die Kistenkobolde“ lernen sie vom Kindergartenkind Paula, wie man mit eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer umgeht. 300 Kinder und zahlreiche Landtagsabgeordnete waren fasziniert vom Marionettenstück der Augsburger Puppenkiste, der emotionalen Botschafterin von Papilio. Nach der Aufführung gingen die Kinder mit leuchtenden Augen, aber ganz vorsichtig, auf Tuchfühlung mit den Kobolden. „Paula und die Kistenkobolde“ ist ein Baustein aus dem Programm Papilio, zum Aufbau emotionaler Kompetenz - einem wichtigen Lerninhalt in der Entwicklung Drei- bis Siebenjähriger.

Mit zwei weiteren Bausteinen fördert Papilio die sozial-emotionale Kompetenz. Mit dem „Spiel-zeug-macht-Ferien-Tag“ entwickeln Kinder einmal pro Woche ohne herkömmliches Spielzeug kreative Spielideen. Beim „Meins-deinsdeins-unser-Spiel“ üben sie kindgerecht und mit viel Spaß, soziale Regeln aufzustellen und einzuhalten.

Nach der Aufführung im Landeshaus beschäftigten sich die anwesenden Erzieherinnen und Erzieher in einem Fachvortrag mit dem pädagogischen Programm. Heidrun Mayer, Projekt- und Studienleiterin von Papilio, erläuterte theoretische Hintergründe, Maßnahmen und die Umsetzung von Papilio.

Bundesweite Aufklärungskampagne
Der Auftakt im Kieler Landeshaus ist eine von vier Papilio-Veranstaltungen in Schleswig-Holstein, die im Rahmen einer bundesweiten Aufklärungskampagne zur frühzeitigen Prävention im Kindergarten stattfinden.

Entwickelt und wissenschaftlich untersucht wurde Papilio vom gemeinnützigen beta Institut für angewandtes Gesundheitsmanagement in Augsburg. Die betapharm Stiftung und Robert Bosch Stiftung fördern die bundesweite Verbreitung des Programms.

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