Frühe, entwicklungsorientierte Prävention

Hauptrisikofaktor: Verhaltensstörungen

Verschiedene Studien haben herausgefunden, dass Verhaltensstörungen (z.B. Aggression, Rückzugsverhalten) bei Kindern der Hauptrisikofaktor für Sucht und Gewalt im Jugendalter sind. Die Risikofaktoren für Sucht und Gewalt gleichen zudem denen, die auch zu anderen Problemverhaltensweisen führen.

Theoretischer Hintergrund zu Verhaltensstörungen

Weitere Risikofaktoren

Wenn zur Verhaltensstörung weitere Risikofaktoren dazukommen, dann steigt das Risiko, dass es in späteren Jahren zu Sucht und Gewalt kommt. Weitere Risikofaktoren sind:

  • Mangelnde Bindung zu Lehrer*innen oder an die Schule, Schulversagen
  • Kontakte zu Gleichaltrigen mit Defiziten im sozialen Verhalten, Zurückweisung in der Gleichaltrigengruppe
  • Ineffektive Erziehung, mangelnde Beaufsichtigung, negative Bindungsqualität zu den Eltern

Verhaltensstörungen verfestigen sich im Alter von etwa 8 Jahren.

Daher besteht im Kita- und Grundschulalter die beste Chance, positiv Einfluss auf die kindliche Entwicklung zu nehmen. Das geht auf drei Wegen:

  • Risikofaktoren mindern
    Risikofaktoren für die Entwicklung von Verhaltensstörungen sind:
    • Erziehungsfaktoren (z.B. ineffektive Erziehungspraktiken)
    • Kindfaktoren (z.B. schwieriges Temperament)
    • Kontextfaktoren (z.B. ungünstiger psychosozialer Status)
    • Kita/Schul- bzw. Gleichaltrigenfaktoren (z.B. Ablehnung durch Gleichaltrige)
  • Schutzfaktoren und Resilienz fördern
    • Schutzfaktoren sind Freundschaften, positive Gleichaltrigenbeziehungen und positive Kita/Schul-Erfahrungen.
    • Resilienz ist die Fähigkeit eines Kindes, auch belastende Lebensumstände zu bewältigen, z.B. durch positives Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeitsüberzeugung, Sozialverhalten.
    • Altersgemäße Entwicklung fördern
      Dazu zählen beispielsweise Erkennen von Basisemotionen bei sich und anderen, Regulation von Emotion und Verhalten, soziale Regeln lernen, …
Kinder machen eine Polonaise.

Alle Programme von Papilio wurden auf der Basis dieser Erkenntnisse entwickelt.

Der Kern ist immer die Förderung der sozial-emotionalen Kompetenzen der Kinder. Dies wird altersgemäß unterschiedlich angegangen:

  • Kinder unter drei Jahren: Die Kinder entwickeln sog. "Vorläuferkompetenzen", wichtig ist der Aufbau sicherer Bindungen zu den Bezugspersonen.
    Mehr zum Programm Papilio-U3.
  • Kindergartenalter drei bis sechs Jahre: Die Kinder entwickeln prosoziales Verhalten, lernen, mit ihren und den Gefühlen anderer umzugehen und schließen Freundschaften.
    Mehr zum Programm Papilio-3bis6.
  • In der Grundschule werden die Gefühle komplexer, die Anforderungen an die Kinder höher. Probleme wollen gelöst sein.
    Mehr zum Programm Papilio-6bis9.

Alle Programme beziehen sich auf die komplexe Vielzahl von Entwicklungsfaktoren. Ziel ist immer, die Risikofaktoren zu reduzieren und wichtige Schutzfaktoren sowie die altersgemäße Entwicklung zu fördern.

Download Entwicklungsmodell als Grafik

Weitere wichtige Aspekte

  • Alle Programme wurden als Ganzes konzipiert: Die einzelnen Spiele, Einheiten, Maßnahmen sind ausgewogen und unterstützen sich gegenseitig in ihrer Wirkung.
  • Die Programme werden langfristig und wiederkehrend eingesetzt, weil sie dann dauerhaft wirken. Einzelaktionen erweisen sich nicht als nachhaltig.
  • Für alle Programme wurde in wissenschaftlich begleiteten Modellprojekten nachgewiesen, dass sie dauerhaft im Kita- bzw. Schulalltag durchführbar sind.
  • Die Programme verbinden Pädagogik und Entwicklungspsychologie, das heißt: Die pädagogischen Inhalte und die Art und Zeit ihrer Vermittlung wurden optimal aufeinander abgestimmt.

Weiterführende Informationen und Download
Download Grafik Entwicklungsmodell
Wissenschaftliche Publikationen zu Papilio

Prof. Dr. Herbert Scheithauer: Weniger Gewalt, mehr Bildung: Die Bedeutung der sozial-emotionalen Kompetenz für die entwicklungsorientierte Prävention Präsentationsfolien (pdf, 1,1 MB) Papilio-Fachsymposium 2006